Impuls zum 6. Juli 2025
Von Albert Hohmann (Föhren), pax christi Trier
Freut euch
Jesaja 66
10 Freut euch mit Jerusalem / und jauchzt in ihr alle, die ihr sie liebt! Jubelt mit ihr, / alle, die ihr um sie trauert,
11 auf dass ihr trinkt und satt werdet an der Brust ihrer Tröstungen, / auf dass ihr schlürft und euch labt an der Brust ihrer / auf dass ihr trinkt und satt werdet an der Brust ihrer Tröstungen, / auf dass ihr schlürft und euch labt an der Brust ihrer Herrlichkeit!
12 Denn so spricht der HERR: / Siehe, wie einen Strom / leite ich den Frieden zu ihr und die Herrlichkeit der Nationen / wie einen rauschenden Bach, / auf dass ihr trinken könnt; auf der Hüfte werdet ihr getragen, / auf Knien geschaukelt.
13 Wie einen Mann, den seine Mutter tröstet, / so tröste ich Wie einen Mann, den seine Mutter tröstet, / so tröste ich euch; / in Jerusalem findet ihr Trost.
14 Ihr werdet das sehen und euer Herz wird jubeln / und eure Knochen werden sprossen wie frisches Grün. So offenbart sich die Hand des HERRN an seinen Knechten, / aber er ergrimmt gegen seine Feinde.
Stadt der Freude und des Jubels
Schon im Kapitel 65,17 -19 heißt es bei Tritojesaja „Ja, siehe, ich erschaffe einen neuen Himmel / und eine neue Erde. Man wird nicht mehr an das Frühere denken, / es kommt niemand mehr in den Sinn. Vielmehr jubelt und jauchzt ohne Ende / über das, was ich erschaffe! Denn siehe, ich erschaffe Jerusalem zum Jauchzen / und sein Volk zum Jubel. Ich werde über Jerusalem jubeln / und frohlocken über mein Volk. Nicht mehr hört man dort lautes Weinen / und Klagegeschrei.“ Auch Jesaja und Sacharia verbinden mit der Heimkehr einen Neuanfang, bei dem sich das Volk um den HERRN versammelt.
Tritojesaja offenbart die ganze Freude der Heimkehr aus dem Exil. Die wieder aufgebaute Stadt Jerusalem ist Mittelpunkt des Jubels. Wie eine Mutter tröstet sie die Zurückkommenden und nährt sie an ihrer Brust. Sie ist Mutter, die die Ihren trägt und wiegt. Sie ist Stadt des Friedens (der zweite Wortteil wurde als Schalom = allumfassender Friede gedeutet). Sie wird zum Mittelpunkt der Nationen. Jerusalem ist Stadt des Trostes, es erweckt die Bewohner zu neuem Leben. Über das Exil wird nicht hinweggetröstet. Der verkündete Trost lässt wieder aufatmen. Er entsteht aus dem Geschenk neuen Lebens, durch den Schalom.
Sehnsuchtsort
In der Gegenwart ist Jerusalem zerrissen, ein umstrittener Ort. Christen, Juden, Muslime, Gläubige und Ungläubige haben jeweils ihre eigenen Ansprüche. Jerusalem bleibt nicht verschont von Gewalt und Krieg. Jerusalem ist weit vom Frieden entfernt, den die Propheten für das Ende des Exils verkünden, und dennoch ist die Stadt ein Sehnsuchtsort, wie es ein modernes Lied zur Sprache bringt.
Ihr Mächtigen, ich will nicht singen eurem tauben Ohr!
Zions Lied hab ich begraben in meinen Wunden groß.
Ich halte meine Augen offen, liegt die Stadt auch fern.
In die Hand hat Gott versprochen: er führt uns endlich heim!
In deinen Toren werd‘ ich stehen, du freie Stadt Jerusalem!
In deinen Toren kann ich atmen, erwacht mein Lied!
Die Mauern sind aus schweren Steinen, Kerker, die gesprengt,
von den Grenzen, von den Gräbern aus der Last der Welt.
Die Tore sind aus reinen Perlen, Tränen, die gezählt.
Gott wusch sie aus unsern Augen, dass wir fröhlich sind.
In deinen Toren werd‘ ich stehen…
Die Brunnen wie sie überfließen in den Straßen aus Gold!
Durst und Staub der langen Reise – wer denkt daran zurück?
Noch klarer als die Sonnenstrahlen ist Gottes Angesicht.
Seine Hütte bei den Menschen mitten unter uns.
In deinen Toren werd‘ ich stehen…
Mit Psalm 122 können wir für Schalom in der Stadt eintreten:
6 Erbittet Frieden für Jerusalem! * Geborgen seien, die dich lieben.
7 Friede sei in deinen Mauern, * Geborgenheit in deinen Häusern!
8 Wegen meiner Brüder und meiner Freunde * will ich sagen: In dir sei Friede.
9 Wegen des Hauses des HERRN, unseres Gottes, * will ich dir Glück erflehen.
Lukas 10
1 Danach suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit vor sich her in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte.[1] 2 Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden! 3 Geht! Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. 4 Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemanden auf dem Weg! 5 Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus! 6 Und wenn dort ein Sohn des Friedens wohnt, wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. 7 Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, ist seines Lohnes wert. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes! 8 Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. 9 Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist euch nahe! 10 Wenn ihr aber in eine Stadt kommt, in der man euch nicht aufnimmt, dann geht auf die Straße hinaus und ruft: 11 Selbst den Staub eurer Stadt, der an unseren Füßen klebt, lassen wir euch zurück; doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe. 12 Ich sage euch: Sodom wird es an jenem Tag erträglicher ergehen als dieser Stadt.
17 Die Zweiundsiebzig kehrten zurück und sagten voller Freude: Herr, sogar die Dämonen sind uns in deinem Namen untertan. 18 Da sagte er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz aus dem Himmel fallen. 19 Siehe, ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und über die ganze Macht des Feindes. Nichts wird euch schaden können. 20 Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind!
Die Ernte ist groß
Die Aussendungsperikope spiegelt nicht nur die Zeit Jesus sondern auch schon die Mission der nachösterlichen Gemeinde wieder. Die Botschaft Jesu von der Herrschaft Gottes, von seiner Verwirklichung durch ihn soll in die ganze Welt getragen werden (möglicher Weise ist die Zahl 72 eine Anspielung auf die damals bekannten Völker;). Für diese Aufgabe, diese große Ernte bedarf es vieler Personen, um die man bitten muss.
Die Botschafter begeben sich auf gefährliches Terrain, sie werden wie Schafe unter Wölfen sein.
Sie sollen den Weg ohne Vorräte antreten. Entscheidend ist ihre Botschaft: Frieden für dieses Haus. Wohnen dort Menschen des Friedens, findet der Gruß sein Ziel, andernfalls kehrt er zu den Boten zurück. Wo der Friedensgruß angenommen wird, dürfen die Boten sich versorgen lassen. In den aufnehmenden Orten können sie die Kranken heilen und die Botschaft vom nahen Reich Gottes verkünden. Werden die Boten abgelehnt, sollen sie die Stadt mit der Nachricht zurücklassen, dass das Reich Gottes nahe ist. Solchen Städten wird Unheil verkündet, was in ausgelassenen Versen des Sonntags noch erheblich erweitert wird.
Die Jünger freuen sich über die Wirksamkeit ihres Tuns. Jesus verweist darauf, dass mit Anbruch der Herrschaft Gottes die Macht des Satans gebrochen ist und die Jünger aufgrund seiner Vollmacht geschützt sind. Er korrigiert aber den Grund für ihre Freude, indem er als wahren Grund für sie ihre Zugehörigkeit zum Himmel, zu Gott benennt.
Friede diesem Haus, dieser Stadt, diesem Land, dieser Erde.
Die Zusage von Schalom, von allumfassenden Frieden kann unsere zerrissene Welt mehr denn je gebrauchen. Streben nach Einflusssphären, Macht und Reichtum, Egoismus, Narzissmus und Dünkel, Vorwürfe und Verurteilungen, Hass und Feindschaft, Misshandlungen und Folter, Krieg und Terror sind unübersehbar. Leben ist gefährdet, Menschen werden in die Enge getrieben, es fehlt ihnen die Luft zum Atmen. Menschen, die sich für Ausgleich, gedeihliche Lebensverhältnisse oder Frieden und Dialog einsetzen, haben einen schweren Stand, werden verunglimpft und diffamiert. Den Friedensboten wird schon im Evangelium eine heikle Aufgabe angekündigt.
Umso mehr braucht es pfingstlichen Mut und Kraft für die Boten des Friedens. Es braucht den Mut, einer Kriegsmentalität zu widersprechen, Feindbilder zu entlarven, Friedensstimmen zu unterstützen. Papst Leo betonte Pfingsten, dass der Geist Gottes Grenzen durchbricht und Mauern der Gleichgültigkeit und des Hasses niederreißt, denn er „erinnert uns an die Worte Jesu“ und deshalb lehrt er uns zuerst das Gebot der Liebe, das der Herr in den Mittelpunkt und an den Anfang von allem gestellt hat. Diese zentrale Botschaft von Solidarität unter den Menschen lässt keinen Platz für Vorurteile, für Sicherheitsabstände, die uns von unseren Mitmenschen entfernen, für die Logik der Ausgrenzung, die wir leider auch in den politischen Nationalismen aufkommen sehen. Nach dem Gottesdienst beim sonntäglichen Segen warb er nochmals für den Frieden. Er sagte, er setze auf einen Geist der Versöhnung inmitten globaler Spannungen und erbitte "die Gabe des Friedens". Er appellierte an die Verantwortlichen in der Politik und wünschte, dass der Geist Gottes ihnen Mut gebe, Zeichen der Entspannung und des Dialogs zu setzen.
Schon wenige Tage danach, scheint mit dem Waffengang zwischen Israel und dem Iran dieser Appell ins Leere gelaufen zu sein. Die USA greift auf der Seite Israels ein. Raketen und Bomber fliegen, Drohnen suchen ihre Ziele, ihre tödlichen Lasten verbreiten Angst Schrecken und Tod. Ein Spinnennetz von Propaganda und Lügen legt sich über die Menschen. Zu den schon vorhandenen kriegerischen Konflikten ist ein neuer dazugekommen. Auch wenn solche Ereignisse fast verzweifeln lassen, heißt uns das Evangeliums, als Boten des Friedens hinauszugehen, auf die Kraft der Versöhnung und Gewaltlosigkeit, die im Messias Jesus ihre Wurzel haben, zu vertrauen, uns nicht mit Spaltung und Feindschaft abzufinden. Kriege sind eine Frucht des Misstrauens, Begegnung schafft Verständigung und gedeihliches Leben für alle. Es entsteht Schalom, Leben in Beziehungen, in Gemeinschaft, in Friede und Freude.
Schon vor rund fünfzig Jahren hat Huub Ooisterhuis ein Lied gegen der dritten Weltkrieg geschrieben. Es bleibt bedenkenswert. Der Geist des Evangeliums kann das neue Licht zum Überleben sein.
Ein Lied gegen den dritten Weltkrieg
Wir, die mit eigenen Augen die Welt zerrissen sehn,
wir leugnen unbarmherzig die Greuel, die geschehn.
Dass Krieg die Welt verwaltet und keiner Frieden sinnt,
dass Menschen Menschen töten, dass wir es selber sind.
Wir, die noch leben dürfen in ängstlicher Geduld,
den Mächten ausgeliefert mehr als der eigenen Schuld,
wir, die weiß Gott wie lange noch bis heute unversehrt:
dass wir nie anerkennen das Recht von Faust und Schwert.
Dass wir doch nicht vergessen, woraufhin wir gemacht,
dass tief in unseren Herzen ein neues Licht erwacht,
der Geist, der überdauert, erstehe in uns neu,
dass unsere liebe Erde nicht verloren sei.
Segen (Num 6,24-26)
Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.